Nächste Station kurz vor meiner Abreise, war das Dorf von Sushila und
Ranju. Ein absolutes Muss für mich und Claire. Die Kinder haben uns gesagt,
dass sie im 30min entfernten Periyapatna leben allerdings haben wir erst in
Periyapatna herausgefunden, dass man von dort noch einen Bus nehmen muss, der
auch noch einmal 30min gefahren ist. Die Zweite Busfahrt war eine Katastrophe!!
Der Bus war fast ganz voll und fast der ganze Bus hat sich auf einmal Laut und
Deutlich über unsere Kinder und uns lustig gemacht. Ich leider nicht viel
verstanden aber Sprüche wie „hohooo
master teacher“ und „hadi makale (Kannada für: Dorf Kinder)“ habe ich
mehrmals und deutlich gehört. Dazu kommt noch das man Ranju den Sitzplatz
verweigert hat obwohl noch Platz war und ein sagen wir 16 Jähriges Mädchen hat
sich einfach auf Sushila drauf gesetzt als wäre sie Luft! Als ich mich
beschwert habe, sind auf einmal viele Sprüche Klopfer aufgestanden um mir
lachend einen Platz anzubieten. In 10 Monaten Indien habe ich kein einziges Mal
ein so asoziales Verhalten erleben müssen, nicht in diesem Land in dem man vor
Fremden sonst so hohen Respekt zeigt und
sich immer bemüht wird gut über die Leute gegenüber zu reden aber ich
schätze das Gilt nicht wenn man aus abgelegereren Dörfern kommt. Naja also ich bin dann mit
einer guten Portion Wut im Bauch im Dorf angekommen. Ranju hat das ganze
wahrgenommen also wäre nix gewesen. Er war nur aufgeregt seine Familie zu sehen
:). Leider hatte ich das Gefühl das die Busfahrt Sushila doch attackiert hat,
auch wenn Clair nix aufgefallen ist :/. In dem Dorf mussten wir bestimmt noch
weitere 10min gehen bis wir angekommen sind. Das Dorf und die Unterkunft war
mit der von Lakkhamas Dorf zu vergleichen. Sehr einfache kleine Häuser, ein paar
Küchengeräte und ein Fernseher sind drinnen und draußen ist sehr viel Feld. Als
wir am Haus angekommen sind, war Ranju total aus dem Häuschen :). Wir waren ca.
2 Studnen dort und Ranju hat die kompletten zwei Stunden mit seinen zwei
kleinen Brüdern gespielt und erzählt und erzählt und erzählt…. Sushila war
super schüchtern und aufgeregt. Sie ist nach Surya die beste Schülerin bei uns,
hat aber trotzdem keinen einzigen Ton rausgebracht. Sogar für „yes or no“
Fragen war sie zu schüchtern :). Die Mutter hat einen sehr netten Eindruck
gemacht, aber da wir praktisch gar nicht kommunizieren konnten hat sie sich
auch nicht so wohl gefühlt denke ich. Etwas später habe wir eine Nachbarin
kennengelernt. Diese Frau hat in etwa die Selben Lebensbedingungen wie Sushilas
Mutter hat auf mich aber einen sehr intelligenten Eindruck gemacht und konnte
sehr sehr gut Englisch. Auf jeden Fall besser als Anupama oder Pavitra.
Die
Sonne sollte bald untergehen und wir wollten schon wieder zurück mit den
Kindern. Mal abgesehen davon das ich selbst nicht dort übernachten wollte, war
es auch mit Shreekhant so abgemacht, dass wir die Kinder noch am selben Tag
zurückbringen sollten, tja und als wir dann gehen wollten hat man uns plötzlich
gesagt, dass kein Bus mehr fährt nur noch Taxi. Wir haben uns mit Taxi
einverstanden gezeigt auch wenn der Preis recht teuer war. Nach einer Stunde
Wartezeit hieß es dann, dass kein Taxi kommt! Nur auf zwei Motorrädern für den
Selben Preis kann man fahren. Wir haben uns einverstanden gezeigt. Nach weiteren
30min hieß es auf einmal das auch das nicht geht. Also sie haben gesagt, dass
es geht aber sie haben uns immer wieder den Preis genannt und ihn
aufgeschrieben als glaubten sie das wir es nicht verstanden haben, weil sowas
ja niemals jemand bezahlen würde. Für den Preis haben die dann nach weiteren
30min einen Jeep gefunden der uns mitgenommen hat. Es war mittlerweile schon
ganz schön spät und Arsch kalt, ich glaube die Familie hat da mit allen Mitteln
versucht uns für eine Nacht zu behalten. Also es ging dann los mit dem Jeep
nach Peryiapatna von wo man noch locker einen Bus nach Hunsur bekommt. Ein
Fahrer und zwei weitere Freunde waren von ihm waren auch dabei und nach ein
paar Minuten hatte ich schon so ein Gefühl das irgendwas nicht stimmt. Es war
die Art wie sie sich verhalten haben da hab ich nach ein paar Minuten schon
gedacht, die sind vielleicht besoffen. Und nach ca. 5 min fahren haben wir
tatsächlich in einer Schnapsbaar angehalten damit sich die drei besaufen
konnten. Sie sind zum Glück relativ langsam gefahren haben aber dafür die ganze
Zeit rumgegröhlt, Musik extrem laut aufgedreht, sie haben versucht mit uns auf
besoffenen Sprache zu reden und sich dabei besonders auf die Kinder fixiert,
aber das konnte ich glaube ich relativ gut unterbinden. Das war vielleicht eine
Scheiß Situation, im Auto mit zwei Kindern, Claire und drei besoffenen die uns
durch irgendwelche Dörfer gefahren haben. Es hätte uns auch was was ich was
passieren können, aber zum Glück haben sie uns dann sicher nach Peryiapatna
gebracht. Ich war so stink sauer auf diese Fahrer! Ich glaube das war das erste
Mal in meinem Leben das ich wirklich das Bedürfnis hatte Menschen zu verprügeln
und zu verletzten. Besonders als der Fahrer mich nach der Ankunft nach mehr
Geld „für Abendessen“ gefragt hat! Gleichzeitig habe ich mich aber auch ganz
schön geschämt das wir vor den Augen von Sushila und Ranju in diese Situation
gekommen sind. Wir hätten einfach viel früher fahren müssen :/. Wir haben dann
recht schnell den nächsten Bus nach Hunsur erwischt und sie nach Hause
gefahren. Ca. 2 Wochen später hatte Claire ein Gespräch mit Shree Khant über
Sushilas Familie. Vor ein paar Jahren hat Sushilas Mutter die Familie verlassen
aus Gründen die wir nicht kennen. Zur selben Zeit war aber auch der Vater der
Familie schwer krank so das er keine Möglichkeit hatte auf seine 4 Kinder
aufzupassen. Nach Sushila und Ranju kommen noch zwei weitere kleine Brüder.
Also wurden alle 4 von DEED aufgenommen. Als es dem Vater wieder besser ging,
konnte er zumindest die zwei kleineren wieder zu sich nehmen. Er hat ja jetzt
anscheinend wieder eine neue Lebensgefährtin und könnte jetzt auch wieder
Sushila und Ranju zu sich holen, allerdings sollen die lieber in DEED bleiben
wenn es ihnen dort so gut gefällt und etwas lernen. Das ist auch gut so :).
Diese Geschichte zeigt, wieso Sushila schon so „Erwachsen“ ist wie sie sich zeigt.
Sie ist immer diejenige die am meisten bei den Arbeiten hilft und am wenigsten
mit den anderen spielt. Sie musste den größten Teil ihres Lebens auf ihre drei
kleinen Brüder aufpassen, weil das ja sonst niemand konnte. Was bei der
Geschichte auch interessant ist.
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