Montag, 27. August 2012

Sushilas und Ranjus Dorf



Nächste Station kurz vor meiner Abreise, war das Dorf von Sushila und Ranju. Ein absolutes Muss für mich und Claire. Die Kinder haben uns gesagt, dass sie im 30min entfernten Periyapatna leben allerdings haben wir erst in Periyapatna herausgefunden, dass man von dort noch einen Bus nehmen muss, der auch noch einmal 30min gefahren ist. Die Zweite Busfahrt war eine Katastrophe!! Der Bus war fast ganz voll und fast der ganze Bus hat sich auf einmal Laut und Deutlich über unsere Kinder und uns lustig gemacht. Ich leider nicht viel verstanden aber Sprüche wie „hohooo  master teacher“ und „hadi makale (Kannada für: Dorf Kinder)“ habe ich mehrmals und deutlich gehört. Dazu kommt noch das man Ranju den Sitzplatz verweigert hat obwohl noch Platz war und ein sagen wir 16 Jähriges Mädchen hat sich einfach auf Sushila drauf gesetzt als wäre sie Luft! Als ich mich beschwert habe, sind auf einmal viele Sprüche Klopfer aufgestanden um mir lachend einen Platz anzubieten. In 10 Monaten Indien habe ich kein einziges Mal ein so asoziales Verhalten erleben müssen, nicht in diesem Land in dem man vor Fremden  sonst so hohen Respekt zeigt und sich immer bemüht wird gut über die Leute gegenüber zu reden aber ich schätze das Gilt nicht wenn man aus abgelegereren  Dörfern kommt. Naja also ich bin dann mit einer guten Portion Wut im Bauch im Dorf angekommen. Ranju hat das ganze wahrgenommen also wäre nix gewesen. Er war nur aufgeregt seine Familie zu sehen :). Leider hatte ich das Gefühl das die Busfahrt Sushila doch attackiert hat, auch wenn Clair nix aufgefallen ist :/. In dem Dorf mussten wir bestimmt noch weitere 10min gehen bis wir angekommen sind. Das Dorf und die Unterkunft war mit der von Lakkhamas Dorf zu vergleichen. Sehr einfache kleine Häuser, ein paar Küchengeräte und ein Fernseher sind drinnen und draußen ist sehr viel Feld. Als wir am Haus angekommen sind, war Ranju total aus dem Häuschen :). Wir waren ca. 2 Studnen dort und Ranju hat die kompletten zwei Stunden mit seinen zwei kleinen Brüdern gespielt und erzählt und erzählt und erzählt…. Sushila war super schüchtern und aufgeregt. Sie ist nach Surya die beste Schülerin bei uns, hat aber trotzdem keinen einzigen Ton rausgebracht. Sogar für „yes or no“ Fragen war sie zu schüchtern :). Die Mutter hat einen sehr netten Eindruck gemacht, aber da wir praktisch gar nicht kommunizieren konnten hat sie sich auch nicht so wohl gefühlt denke ich. Etwas später habe wir eine Nachbarin kennengelernt. Diese Frau hat in etwa die Selben Lebensbedingungen wie Sushilas Mutter hat auf mich aber einen sehr intelligenten Eindruck gemacht und konnte sehr sehr gut Englisch. Auf jeden Fall besser als Anupama oder Pavitra.
Die Sonne sollte bald untergehen und wir wollten schon wieder zurück mit den Kindern. Mal abgesehen davon das ich selbst nicht dort übernachten wollte, war es auch mit Shreekhant so abgemacht, dass wir die Kinder noch am selben Tag zurückbringen sollten, tja und als wir dann gehen wollten hat man uns plötzlich gesagt, dass kein Bus mehr fährt nur noch Taxi. Wir haben uns mit Taxi einverstanden gezeigt auch wenn der Preis recht teuer war. Nach einer Stunde Wartezeit hieß es dann, dass kein Taxi kommt! Nur auf zwei Motorrädern für den Selben Preis kann man fahren. Wir haben uns einverstanden gezeigt. Nach weiteren 30min hieß es auf einmal das auch das nicht geht. Also sie haben gesagt, dass es geht aber sie haben uns immer wieder den Preis genannt und ihn aufgeschrieben als glaubten sie das wir es nicht verstanden haben, weil sowas ja niemals jemand bezahlen würde. Für den Preis haben die dann nach weiteren 30min einen Jeep gefunden der uns mitgenommen hat. Es war mittlerweile schon ganz schön spät und Arsch kalt, ich glaube die Familie hat da mit allen Mitteln versucht uns für eine Nacht zu behalten. Also es ging dann los mit dem Jeep nach Peryiapatna von wo man noch locker einen Bus nach Hunsur bekommt. Ein Fahrer und zwei weitere Freunde waren von ihm waren auch dabei und nach ein paar Minuten hatte ich schon so ein Gefühl das irgendwas nicht stimmt. Es war die Art wie sie sich verhalten haben da hab ich nach ein paar Minuten schon gedacht, die sind vielleicht besoffen. Und nach ca. 5 min fahren haben wir tatsächlich in einer Schnapsbaar angehalten damit sich die drei besaufen konnten. Sie sind zum Glück relativ langsam gefahren haben aber dafür die ganze Zeit rumgegröhlt, Musik extrem laut aufgedreht, sie haben versucht mit uns auf besoffenen Sprache zu reden und sich dabei besonders auf die Kinder fixiert, aber das konnte ich glaube ich relativ gut unterbinden. Das war vielleicht eine Scheiß Situation, im Auto mit zwei Kindern, Claire und drei besoffenen die uns durch irgendwelche Dörfer gefahren haben. Es hätte uns auch was was ich was passieren können, aber zum Glück haben sie uns dann sicher nach Peryiapatna gebracht. Ich war so stink sauer auf diese Fahrer! Ich glaube das war das erste Mal in meinem Leben das ich wirklich das Bedürfnis hatte Menschen zu verprügeln und zu verletzten. Besonders als der Fahrer mich nach der Ankunft nach mehr Geld „für Abendessen“ gefragt hat! Gleichzeitig habe ich mich aber auch ganz schön geschämt das wir vor den Augen von Sushila und Ranju in diese Situation gekommen sind. Wir hätten einfach viel früher fahren müssen :/. Wir haben dann recht schnell den nächsten Bus nach Hunsur erwischt und sie nach Hause gefahren. Ca. 2 Wochen später hatte Claire ein Gespräch mit Shree Khant über Sushilas Familie. Vor ein paar Jahren hat Sushilas Mutter die Familie verlassen aus Gründen die wir nicht kennen. Zur selben Zeit war aber auch der Vater der Familie schwer krank so das er keine Möglichkeit hatte auf seine 4 Kinder aufzupassen. Nach Sushila und Ranju kommen noch zwei weitere kleine Brüder. Also wurden alle 4 von DEED aufgenommen. Als es dem Vater wieder besser ging, konnte er zumindest die zwei kleineren wieder zu sich nehmen. Er hat ja jetzt anscheinend wieder eine neue Lebensgefährtin und könnte jetzt auch wieder Sushila und Ranju zu sich holen, allerdings sollen die lieber in DEED bleiben wenn es ihnen dort so gut gefällt und etwas lernen. Das ist auch gut so :). Diese Geschichte zeigt, wieso Sushila schon so „Erwachsen“ ist wie sie sich zeigt. Sie ist immer diejenige die am meisten bei den Arbeiten hilft und am wenigsten mit den anderen spielt. Sie musste den größten Teil ihres Lebens auf ihre drei kleinen Brüder aufpassen, weil das ja sonst niemand konnte. Was bei der Geschichte auch interessant ist.          

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