Montag, 27. August 2012

Die letzte Familie und Ramia



Sushilas und Ranjus Dorf war leider das letzte, dass ich gesehen habe. Ich hätte gerne noch die Eltern von Raju, Nagesa, Nagama, Manu und natürlich Jothy besucht aber dafür war am Ende keine Zeit mehr und zu viel Stress. Aber ich weise das sie nur ein Dorf weiter von Mastegowda und Nagendra Leben und Claire hat sie nach dem ich wieder nach Hause gefahren bin besucht :). Von daher waren sie nicht besonders traurig. Auch noch besuchen wollte ich die Eltern unseres Weisen Kindes Ramia, die wohl doch keine Weise ist. Sie wollte das wir ihre Mutter besuchen fahren und hat gesagt das sie weiß wie man fahren muss und hat uns den Namen des Dorfes genannt. Das wäre zwar ganz schön weit weg aber ok versprochen ist versprochen.  Am Tag der Abreise wurden wir allerdings von Shree Khant aufgehalten. Er hat gesagt das das keine gute Idee ist, weil sie sicher keine Eltern mehr hat. Diese „Mutter“ ist ihre Tante. Die sollten wir aber auch nicht besuchen gehen, weil sie als Putzkraft für eine andere Familie arbeitet und als Gegenleistung im Haus dieser Familie lebt. Ramia lebt also deshalb in DEED weil es sonst wirklich nirgendwo einen Platzt für sie gibt. Leider fühlt sie sich in DEED wahrscheinlich auch nicht wirklich wohl da sie ja die ganze Zeit von ihren Mitschülern gehänselt wird :(. Wir haben unser Bestes gegeben sie in die Gruppe zu integrieren aber das ist sehr schwer.   

Sushilas und Ranjus Dorf



Nächste Station kurz vor meiner Abreise, war das Dorf von Sushila und Ranju. Ein absolutes Muss für mich und Claire. Die Kinder haben uns gesagt, dass sie im 30min entfernten Periyapatna leben allerdings haben wir erst in Periyapatna herausgefunden, dass man von dort noch einen Bus nehmen muss, der auch noch einmal 30min gefahren ist. Die Zweite Busfahrt war eine Katastrophe!! Der Bus war fast ganz voll und fast der ganze Bus hat sich auf einmal Laut und Deutlich über unsere Kinder und uns lustig gemacht. Ich leider nicht viel verstanden aber Sprüche wie „hohooo  master teacher“ und „hadi makale (Kannada für: Dorf Kinder)“ habe ich mehrmals und deutlich gehört. Dazu kommt noch das man Ranju den Sitzplatz verweigert hat obwohl noch Platz war und ein sagen wir 16 Jähriges Mädchen hat sich einfach auf Sushila drauf gesetzt als wäre sie Luft! Als ich mich beschwert habe, sind auf einmal viele Sprüche Klopfer aufgestanden um mir lachend einen Platz anzubieten. In 10 Monaten Indien habe ich kein einziges Mal ein so asoziales Verhalten erleben müssen, nicht in diesem Land in dem man vor Fremden  sonst so hohen Respekt zeigt und sich immer bemüht wird gut über die Leute gegenüber zu reden aber ich schätze das Gilt nicht wenn man aus abgelegereren  Dörfern kommt. Naja also ich bin dann mit einer guten Portion Wut im Bauch im Dorf angekommen. Ranju hat das ganze wahrgenommen also wäre nix gewesen. Er war nur aufgeregt seine Familie zu sehen :). Leider hatte ich das Gefühl das die Busfahrt Sushila doch attackiert hat, auch wenn Clair nix aufgefallen ist :/. In dem Dorf mussten wir bestimmt noch weitere 10min gehen bis wir angekommen sind. Das Dorf und die Unterkunft war mit der von Lakkhamas Dorf zu vergleichen. Sehr einfache kleine Häuser, ein paar Küchengeräte und ein Fernseher sind drinnen und draußen ist sehr viel Feld. Als wir am Haus angekommen sind, war Ranju total aus dem Häuschen :). Wir waren ca. 2 Studnen dort und Ranju hat die kompletten zwei Stunden mit seinen zwei kleinen Brüdern gespielt und erzählt und erzählt und erzählt…. Sushila war super schüchtern und aufgeregt. Sie ist nach Surya die beste Schülerin bei uns, hat aber trotzdem keinen einzigen Ton rausgebracht. Sogar für „yes or no“ Fragen war sie zu schüchtern :). Die Mutter hat einen sehr netten Eindruck gemacht, aber da wir praktisch gar nicht kommunizieren konnten hat sie sich auch nicht so wohl gefühlt denke ich. Etwas später habe wir eine Nachbarin kennengelernt. Diese Frau hat in etwa die Selben Lebensbedingungen wie Sushilas Mutter hat auf mich aber einen sehr intelligenten Eindruck gemacht und konnte sehr sehr gut Englisch. Auf jeden Fall besser als Anupama oder Pavitra.
Die Sonne sollte bald untergehen und wir wollten schon wieder zurück mit den Kindern. Mal abgesehen davon das ich selbst nicht dort übernachten wollte, war es auch mit Shreekhant so abgemacht, dass wir die Kinder noch am selben Tag zurückbringen sollten, tja und als wir dann gehen wollten hat man uns plötzlich gesagt, dass kein Bus mehr fährt nur noch Taxi. Wir haben uns mit Taxi einverstanden gezeigt auch wenn der Preis recht teuer war. Nach einer Stunde Wartezeit hieß es dann, dass kein Taxi kommt! Nur auf zwei Motorrädern für den Selben Preis kann man fahren. Wir haben uns einverstanden gezeigt. Nach weiteren 30min hieß es auf einmal das auch das nicht geht. Also sie haben gesagt, dass es geht aber sie haben uns immer wieder den Preis genannt und ihn aufgeschrieben als glaubten sie das wir es nicht verstanden haben, weil sowas ja niemals jemand bezahlen würde. Für den Preis haben die dann nach weiteren 30min einen Jeep gefunden der uns mitgenommen hat. Es war mittlerweile schon ganz schön spät und Arsch kalt, ich glaube die Familie hat da mit allen Mitteln versucht uns für eine Nacht zu behalten. Also es ging dann los mit dem Jeep nach Peryiapatna von wo man noch locker einen Bus nach Hunsur bekommt. Ein Fahrer und zwei weitere Freunde waren von ihm waren auch dabei und nach ein paar Minuten hatte ich schon so ein Gefühl das irgendwas nicht stimmt. Es war die Art wie sie sich verhalten haben da hab ich nach ein paar Minuten schon gedacht, die sind vielleicht besoffen. Und nach ca. 5 min fahren haben wir tatsächlich in einer Schnapsbaar angehalten damit sich die drei besaufen konnten. Sie sind zum Glück relativ langsam gefahren haben aber dafür die ganze Zeit rumgegröhlt, Musik extrem laut aufgedreht, sie haben versucht mit uns auf besoffenen Sprache zu reden und sich dabei besonders auf die Kinder fixiert, aber das konnte ich glaube ich relativ gut unterbinden. Das war vielleicht eine Scheiß Situation, im Auto mit zwei Kindern, Claire und drei besoffenen die uns durch irgendwelche Dörfer gefahren haben. Es hätte uns auch was was ich was passieren können, aber zum Glück haben sie uns dann sicher nach Peryiapatna gebracht. Ich war so stink sauer auf diese Fahrer! Ich glaube das war das erste Mal in meinem Leben das ich wirklich das Bedürfnis hatte Menschen zu verprügeln und zu verletzten. Besonders als der Fahrer mich nach der Ankunft nach mehr Geld „für Abendessen“ gefragt hat! Gleichzeitig habe ich mich aber auch ganz schön geschämt das wir vor den Augen von Sushila und Ranju in diese Situation gekommen sind. Wir hätten einfach viel früher fahren müssen :/. Wir haben dann recht schnell den nächsten Bus nach Hunsur erwischt und sie nach Hause gefahren. Ca. 2 Wochen später hatte Claire ein Gespräch mit Shree Khant über Sushilas Familie. Vor ein paar Jahren hat Sushilas Mutter die Familie verlassen aus Gründen die wir nicht kennen. Zur selben Zeit war aber auch der Vater der Familie schwer krank so das er keine Möglichkeit hatte auf seine 4 Kinder aufzupassen. Nach Sushila und Ranju kommen noch zwei weitere kleine Brüder. Also wurden alle 4 von DEED aufgenommen. Als es dem Vater wieder besser ging, konnte er zumindest die zwei kleineren wieder zu sich nehmen. Er hat ja jetzt anscheinend wieder eine neue Lebensgefährtin und könnte jetzt auch wieder Sushila und Ranju zu sich holen, allerdings sollen die lieber in DEED bleiben wenn es ihnen dort so gut gefällt und etwas lernen. Das ist auch gut so :). Diese Geschichte zeigt, wieso Sushila schon so „Erwachsen“ ist wie sie sich zeigt. Sie ist immer diejenige die am meisten bei den Arbeiten hilft und am wenigsten mit den anderen spielt. Sie musste den größten Teil ihres Lebens auf ihre drei kleinen Brüder aufpassen, weil das ja sonst niemand konnte. Was bei der Geschichte auch interessant ist.          

Mastegowdas und Nagendras Dorf


Zu Mastegowdas und Nagendras Dorf bin ich dann alleine gefahren, weil es Claire nicht gut ging. Wir sind mit dem Bus an Chikkarsas Dorf vorbeigefahren und sind an einer Bushaltestelle irgendwo im nirgendwo ausgestiegen. Ohne die Hilfe der Kinder hätte ich das niemals geschafft. 15 bis 20min mussten wir dann schon noch durch die wunderschöne Landschaft laufen und sind dann im Dorf angekommen. Mastegowdas Familie betreibt einen kleinen Laden wo man Kekse, Zigaretten und Gewürze kaufen kann. Sie scheinen sehr nett zu sein, aber auch sehr arm. Das Haus ist praktisch ein Zimmer und abgesehen vom Fernseher und ein paar Küchen Utensilien komplett lehr. Geschlafen wird auf dem Boden. Nagendras Eltern haben während meiner Ankunft noch auf dem Feld gearbeitet. Sie bauen Gemüse an. Nach einem Chai haben mich die Kinder ein bisschen durch die Landschaft geführt und mir ihre „Gang“ gezeigt. Zu ihrer Gang gehören auch der kleine Anmanta, einer meiner ehemaligen kleineren Schüler und Pamaya der 2 Tage bei uns war. Anmanta hat sich gefreut das ich da war und die Stimmung bei den Kindern war sehr gut. Wir sind dann auch relativ früh gegangen. Irgendwie habe ich nicht das Gefühl gehabt das sich die Erwachsenen richtig über meinen Besuch gefreut haben. Vielleicht haben sie sich ein bisschen geschämt, weil das Dorf einen sehr armen Eindruck gemacht und ich ja der „super reiche Weiße bin“.  Zurück haben wir uns eien Rikschwa mit vielen anderen geteilt und tatsächlich sogar weniger gezahlt als mit dem Bus :).

Dienstag, 7. August 2012

Lakkhama, Chikkarsa, Swami, Mutthama, Kaveri, Kalpana und Mutthama (groß)


Als nächstes wollten wir das Dorf von Lakkhama und ihrer Familie besuchen und wie sich herausgestellt hat wohnt Kaveris Familie in dem Selben Dorf. Also sind wir los gezogen mit Chikkarsa, Mutthama, Kaveri und Kalpana. Swami wollte nicht mitkommen und Lakkhama war während dieser Zeit schon zu Hause in ihrem Dorf. Wir haben einen Bus von Hunsur Richtung Piriyapatna genommen und sind dann nach ca. 20min ausgestiegen. Allerdings sind wir dann noch 30min durch verschiedene Dörfer gelaufen bevor wir am Ziel Dorf angekommen sind. Die Landschaft die wir durchgelaufen sind war sehr schön, vielen kleinen Seen und Kokosnussbäumen im Hintergrund.
 Die Kinder waren Mega aufgeregt und wollten uns sofort alles zeigen :). Vom Dorf sind wir noch ein bisschen weiter ins Feld gelaufen und haben dann Lakkhamas Haus gesehen. Erstaunlicherweise, war Kaveris Haus direkt neben dran also waren diese Familien schon immer direkte Nachbarn.  Aber Verwandte sind sie wohl nicht. Die Häuser waren relativ klein aber ganz schön eigentlich. Sie haben einen kleinen Garten, einen guten Schatten Platz vor dem Haus der dann sowas wie das Wohnzimmer ist und in einem relativ großen Zimmer drinnen Schlafen sie, Duschen sie und ist auch die Küche. Auch diesmal wurden wir wieder sehr herzlich mit Chai empfangen. Wir sind diesmal gezielt nach dem Mittagessen gekommen weil es für Claire unangenehm ist bei den Familien zu essen, aber der Chai war einer der Beste den ich je getrunken habe! Die haben den Chai ohne Milch gemacht aber dafür mit anderen Gewürzen die da bei denen wachsen. Die Stimmung war sehr gut, alle waren gut gelaunt und haben viel Spaß gehabt. Die Kinder haben sich genau so natürlich verhalten wie auch im Projekt. Bei Lakkhamas Familie habe ich die Mutter kennengelernt. Sie hat sich am Knöchel verletzt und deshalb muss jetzt Lakkhama zu Hause helfen. Von einem existierenden Vater habe ich nichts gehört und beim nachfragen wird „nicht richtig hingehört“. Die Mutter hat einen sehr intelligenten Eindruck auf mich gemacht und scheint zu verstehen das es wichtig ist das ihre Kinder zu Schule gehen.
Etwas später haben uns die Kinder durch ihr Dorf geführt und wir haben noch die Großmutter von Kaverys Familie kennengelernt. Auch bei Kaveris Familie wurde mir kein Vater vorgestellt. Ihre Mutter hat sage und schreibe 5 Mädchen auf die Welt gebracht!!! Für die alle theoretisch Hochzeiten und Mitgiften gezahlt werden müssen, dazu kommt noch das die Mutter alle richtig schwere arbeiten vollbringen muss weil es keinen jungen Mann gibt der das macht. Wahrscheinlich helfen da die Nachbarn aber begeistert ist sie bestimmt trotzdem nicht. Sehr froh war ich auch als ich in dem Dorf die „große“ Mutthamma gesehen habe die während meiner ersten zwei Monate in DEED war. Sie ist die ältere Schwester von Kavery. Eine Woche nach dem Besuch habe ich dann erfahren, dass sie verheiratet werden solle aber sich so heftig dagegen gewehrt hat das es einen riesen Streit mit ihrer Mutter gab.
Etwas später haben wir einen Direktbus von dem Dorf nach Hunsur bekommen und sind dann nach Hause gefahren, die Kinder waren ein bisschen traurig und haben ein bisschen geweint aber sie verstanden natürlich, dass sie wieder zurück mussten.