Dienstag, 20. September 2011

Stress in der Familie Teil 2, das Projekt wird langsam zur Schule und Wochenende am Indischen Ozean :D

Am liebsten hätte ich diese Woche über die Tour von meinem Direktor zu den Ureinwohner Dörfern berichtet, doch leider bin ich fast die ganz Woche Krank gewesen und konnte deshalb nicht mitfahren :(. Erst Fieber dann Durchfall und danach, als ich gedacht hab es wär vorbei, am Tag der Abreise wieder Durchfall :(. Naja aber ist auch so noch genug passiert was man berichten kann ;) Es ist nämlich etwas sehr eigenartiges in der Familie passiert
Es ist Montagabend und ich, Nils und mein Gastbruder sitzen im Zimmer. Nils ist natürlich immer noch gestresst, weil unser Gastbruder überhaupt nicht mehr mit ihm redet. Also beschloss er ihn zu provozieren, indem er ihn erst einmal ca. 4 Mal fragt ob es wirklich kein Problem für ihn ist, wenn er das Licht ausschalten könne um schlafen zu gehen. Natürlich wäre es ein Problem für Hoyo gewesen, weil er gerade am Lernen war. Aber er hat nicht geantwortet und deshalb beschloss Nils noch einen Schritt weiter zu gehen und das Licht einfach auszuschalten. Als nächstes wurde Hoyo richtig sauer, sprang auf beschimpfte Nils auf Englisch und Kannada „Fuck Yous…“ und machte das Licht wieder an. Ich habe echt gedacht ich muss gleich bei einer Schlägerei dazwischen gehen. Am nächsten Abend fängt der Vater an mit Nils zu schimpfen „ Wieso schreist du meinen Sohn an und machst einfach das Licht aus?“ Nils hat darauf hin alles erklärt so wie es gewesen ist und ca. 3 Mal laut und deutlich gesagt, dass er seinen Sohn nicht angeschrien hat. Danach sah der Vater ein wenig verwirrt aus und fragte mich noch einmal was passiert ist. Nachdem ich ihm alles erzählt hatte, war auf einmal Stille und Hoyo sollte ins Zimmer kommen. Dann musste Nils noch einmal die Geschichte wiederholen und nach einer kleinen Vater Sohn Diskussion in Kannada stürmte plötzlich die Mutter auf ihren Sohn zu und schuppste ihn richtig aus dem Haus. Seine Mutter und sein Vater folgten ihm raus. 10min später kamen alle wieder rein und unser Gastbruder kam mit seiner Decke und seinem Kissen ins Haus und ging ins Zimmer von seinen Eltern. Ich, Nils und Haruka starrten uns gegenseitig an und haben uns gefragt was den los sei. Ich hab ganz fest damit gerechnet, dass sich Nils eine 30min Standpauke anhören muss und stattdessen hat der Bruder Ärger bekommen! Heute habe ich auch von meinem Koordinator erfahren warum. Anscheinend hat Hoyo seinen Eltern erzählt, dass Nils kurz davor war ihn zu schlagen und ihn die ganze Zeit beschimpft hat. Seit dem ist das Leben mit Hoyo noch schwieriger weil die Atmosphäre grauenhaft ist, auch wenn wir nichtmehr miteinander reden. Ich meine ich fühle mich nicht wirklich wohl meinen Blog zu schreiben wenn ich mit ihm in einem Raum sitze. Aber das Ganze hat ein gutes Ende genommen. Denn an dem Abend, an dem Hoyo wieder bei uns im Zimmer schlafen durfte, war die Stimmung mehr als grauenhaft und ich und Nils sollten wieder in einem Bett schlafen. Also haben wir beschlossen unseren Koordinator anzurufen und der hat uns dann direkt in ein gutes Hotel geschickt und uns aus der Familie rausgeholt. Wir wohnen jetzt in einem Hotel, bis dass FSL Haus in Hunsur fertig ist :).
Aber jetzt ein Themenwechsel! Zu einem sehr schönen Thema :D. Vor ungefähr einer Woche, haben ich, Julien und Haruka angefangen aus unserem Projekt eine richtige Schule zu machen :). Wir sind gerade dabei einen richtigen Stundenplan zu entwickeln und haben angefangen wirksame Methoden durchzuführen. Früher sah der Unterricht so aus, dass wir etwas gesagt haben und die Kinder sollten es wiederholen. Die meisten haben dabei einfach ihren Kopf ausgeschaltet und geträumt. Jetzt arbeiten wir weniger mit der Tafel, sondern mehr mit Bildern, Gestik und Stimmlage. Wir machen Rollenspiele, lesen ihnen Geschichten mit Bildern vor und versuchen ihnen möglichst immer bildlich zu zeigen wovon wir reden. Wir glauben, dass sie so besser lernen als wenn sie einfach nur Wörter immer und immer wiederholen. Ich hoffe das klappt. Nächste oder übernächste Woche können wir hoffentlich damit anfangen auch Mathematik und sowas wie Sachkundeunterricht zu unterrichten. Mit Sachkundeunterricht meine ich Sachen wie: Wieso es wichtig ist sich regelmäßig zu Waschen, wie entsteht Regen so ganz grob, was sind die Funktionen des Körpers und wie Verhält man sich höflich auf der Straße und und und. Also so ein Fach für alles was man sonst noch lehren muss :)
Das Projekt allgemein ist eine Schule für Kinder von Ureinwohnerstämmen. Normalerweise müssen diese Kinder schon von ganz jungem Alter an in der Familie arbeiten und die Eltern unterstützen. Das Problem dabei ist, dass diese Kinder keine Chance haben aus diesem Ureinwohnerleben rauszukommen, selbst wenn sie oder ihre Eltern das möchten. Aus diesem Grund gibt es Projekte wie unsere. Indische Lehrer bringen den Kindern Kannada bei und die Freiwilligen lehren Englisch um den Kindern Bildung zu geben und ihnen so mehr Perspektiven zu geben. Mein Direktor fährt alle paar Monate in die Wälder und spricht mit den Eltern von den Ureinwohnerstämmen um noch mehr Kinder aus den Wäldern und der Kinderarbeit zu holen. Finanziert wird das Projekt hauptsächlich von der Deutschen Regierung, genauer gesagt der BMZ. Und ich, ein sogenannter BMZ Freiwilliger, habe daher natürlich einen sehr hohen Stellenwert :).

So dann möchte ich die Woche noch mit meinen Erlebnissen vom Wochenende beenden. Am Wochenende habe ich mich mit den anderen Freiwilligen die ich so kennengelernt habe in der Studentenstadt Manipal getroffen. Also Manipal an sich ist schon einmal eine sehr schöne Stadt mit einer beeindruckenden Universität. Also man kann eigentlich sagen, dass die ganze Stadt ein Universitätsgelände ist, weil einzelne Bereiche der Uni in vielen verschiedenen Orten von Manipal sind. Die Stadt ist sehr grün, im Indischen Vergleich sehr ruhig, wesentlich liberaler als die meisten anderen Orte und da es eine Studentenstadt ist nicht teuer.


Aber das eigentlich coole am Wochenende war nicht Manipal, sondern der Strand von der nächstgrößeren Stadt Udupi. Nach Erreichen des Strands, sind wir noch ein bisschen Abseits der Menschenmenge gelaufen und haben uns einen komplett Menschenleeren Platz gesucht. Ein komplett Menschenleerer Platz in Indien! Das alleine war ja schon schön aber dann kommt natürlich noch dieser wunderschöne weiße Strand dazu, das Funkeln der Sonne im glassklaren Wasser, die Geräusche der Wellen, das super Wetter und das Panorama hinter dem Strand. Aber neben Ausruhen am indischen Ozean oder genauer gesagt dem Arabischen Meer, bin ich natürlich noch im Meer geschwommen. Das Wasser war perfekt warm, es hatte nur wenig Salz, die Wellen haben extrem viel Spaß gemacht und man musste sich trotzdem zu keinem Zeitpunkt Sorgen machen, weil das Wasser auch nach ca. 50m überhaupt nicht tief war :). Als uns das Schwimmen und Ausruhen langweilig wurde, haben wir beschlossen einen Sandpharao zu bauen. Mit der Zeit kamen uns immer mehr und mehr Inder besuchen und haben zugeschaut was die Verrückten Weiße da machen :). Das wurde schnell sogar noch interessanter, als die zwei weiblichen Touristen die mit Bikini Schwimmen waren :D. Am Ende des Tages haben wir uns natürlich noch diesen wunderschönen Sonnenuntergang am Strand gegönnt. Eigentlich wollten wir danach noch ein kleines Lagerfeuer machen, aber leider hat es kurz vor dem Sonnenuntergang ca. 5min geregnet :I. Abgerundet haben wir dann den Tag mit ein bis zwei Bier im Hotel :).
Das war’s jetzt erst einmal, aber ihr hört von mir :)




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