Tja ich bin jetzt schon seit einer Weile wieder in Deutschland und lebe
mich langsam aber sicher ein. Als Erstes möchte ich aber von meinen letzten 2
Tagen in Indien berichten. Die waren wie man sich Denken kann natürlich
vergleichsweise emotional. Ich hatte noch Diskussionen mit Shree Khant, weil
die zwar zum Thema Betten alles fertig war, aber es war noch nicht alles in den
Räumen wie abgesprochen. Die Tische für den Klassensaal sind natürlich auch
noch nicht fertig geworden. Nebenbei musste ich noch meinen Koffer fertig
packen und hatte noch ein paar andere kleine Aufgaben zu erledigen. Aber der
emotionalste Moment war natürlich die Verabschiedung im Projekt. Geplant war
eigentlich eine große Verabschiedungsfeier, aber wegen eines Treffens haben wir
uns einfach nur so verabschiedet. Jeder einzelne von den Erwachsenen hat mir
ein gute Reise und ein erfolgreiches Studium gewünscht. Ich habe jedes Kind
einmal gedrückt und mich persönlich verabschiedet. Danach haben wir uns
zufällig vor dem Eingang zusammengefunden als ich schon gehen wollte und
irgendjemand hat noch ein Gruppenfoto vorgeschlagen. Ok danach haben sich noch
einmal alle von mir verabschiedet. Als ich dann schon gehen wollte haben sie
auf einmal angefangen ein Lied für mich zu singen. Als nächstes hat dann jedes
DEED Mitglied das Englisch konnte beschlossen eine kleine Rede über mich zu
halten. Naja danach haben sich noch einmal alle bei mir persönlich
verabschiedet und danach wurde ich noch einmal von jedem Kind gedrückt oder
habe die Hand gereicht bekommen. Und als ich dann doch aus dem Gelände
rausgegangen bin, hat mich Manu verfolgt, ist auf mich gesprungen und hat
angefangen ein bisschen zu weinen. Das war dann sozusagen der emotionale
Höhepunkt der Verabschiedung im diesem Projekt in dem ich Soo viele gute,
schlechte, einfache, schwierige und verrückte Dinge erlebt habe.
Dann war am
dem Tag auch nicht mehr viel los. Der nächste und wirklich letzte Tag in Indien
war natürlich Stress pur. Aber als erstes gab es ein erfreuliches Wiedersehen
mit meinen großen Kindern, die auf die Staatliche Schule gehe und mich am
Morgen bevor die Schule losgeht noch einmal besucht haben um Tschüs zu sagen.
Das war ziemlich cool :). Aber naja danach ging‘s los. Ich musste noch
unzählige Bilder und Musik von Claire und Nils auf meine Festplatte kopieren,
ich musste noch ein paar Sachen packen was wesentlich länger gedauert hat als
gedacht und hatte auf einmal noch die Idee in Hunsur ein paar Sachen zu kaufen.
Und auf einmal war das Taxi nach Bangalore schon da. Die Verabschiedung war
schon ein bisschen emotional, mit Claire dich wahrscheinlich nicht so bald
wiedersehen werde, Pavitra, Usha und Familie die ich vielleicht nie mehr
wiedersehen werde oder erst in ein paar Jahren wenn ich nochmal nach Indien
kommen sollte.
Dann haben wir dieses Haus in dem wir 9 Monate gelebt haben
verlassen um uns auf den Weg in unsere alte Heimat zu machen. Die Fahrt war
schon ein bisschen eigenartig. Das Gefühl ich fahre das letzte
Mal von Hunsur nach Bangalore… das war schon sehr eigenartig. Im Flughafen ist
bei jedem alles gut gegangen. Die Mädels haben das geklärt mit ihrem Übergepäck
und ich durfte 10min später als alle anderen durch die Passkontrolle :).
Ankunft in Frankfurt. Zum ersten Mal seit 11 Monaten war ich wieder in
Deutschland. Abgeholt wurde ich von Sergej am Flughafen und wir sind dann
zusammen nach Hause nach Mainz gefahren. Die ersten Dinge dir mir aufgefallen
sind. Es ist so verdammt leer und so verdammt leise. Im Zug haben die Leute !geflüstert!
und auf dem Mainzer Hauptbahnhof sind kaum Menschen. Alle Bahnhöfe in Indien
sind immer voll mit Menschen, Autos, Rikschaws,
und Bussen. In Deutschland ist einfach alles Still und nix los. Ich bin
jetzt schon seit einem Monat zu Hause und ich habe immer noch keine einzige
Auto Hupe gehört. Wieder in Finthen angekommen habe ich sehr stark gemerkt wie
klar und frisch die Luft in Deutschland doch ist und wie sauber und rein alles
bei uns ist. Mir wurde wieder sehr stark bewusst, dass ich wieder in eine
andere Welt gekommen bin. Eine Welt in der ich nicht 10min warten muss um
warmes Wasser zu bekommen, in der es blitzschnelles Internet gibt, in der immer
alles nach Plan läuft und in der man auf einmal blöd angeschaut wird wenn man
mal 5min zu spät kommt. Aber die nach meinem Empfinden gewaltigsten
Unterschiede habe ich erlebt wenn es um die Themen Drogen und Sex geht. Schon
beim ersten Mal als ich Samstagnachts auf der Straße war habe ich zwei Mädchen
gesehen die sich geküsst und sich dabei
begrabscht haben. Am Tag darauf habe ich Sprüche gehört wie “Gestern war geil
ey. Ich habe einen totalen Filmriss und übelsten Kater. Ich habe gestern alles
richtig gemacht ey!“ Ich bin mir sicher hätten das die Inder die ich kenne so
miterlebt wie ich, wären sie jetzt der Meinung das Deutschland ein Land voller
wilder Menschen ohne richtige Zivilisation ist. Interessanter weise werden die
Inder in Deutschland zum Teil als „wilde“ bezeichnet, weil sie Reis und Soße
mit der Hand essen und die linke Hand anstelle von Toilettenpapier benutzen.
Ich finde es sehr faszinierend, dass der regelmäßige Konsum von Alkohol und zum
Teil andere Drogen sowie regelmäßiger unehelicher Sex, in Deutschland
prestigereich ist während es in Indien gesellschaftlich nahezu verboten ist und
zu sehr großen Problemen führen kann. Ich möchte jetzt nicht weiter auf die
kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Indien eingehen, aber ich
möchte jetzt noch einmal festhalten, dass mir die Unterschiede zum Thema Sex
und Drogen zurück in Deutschland besonders stark aufgefallen sind. 1-2. Monat
bin ich jetzt schon wieder zurück und richtig Eingelebt fühle ich mich immer
noch nicht. Während ich noch nicht richtig realisiert habe das ich dieses Leben
in Indien bereits beendet habe, muss ich mich in Deutschland unter großem Druck
schwere Entscheidungen für meine Zukunft stellen. Während ich in meinem Projekt
für gewöhnlich mehr Aufgaben hatte als ich bewältigen konnte, habe ich jetzt
auf einmal kaum etwas zu tun und ich brauche nicht so lange für diese Aufgaben.
Naja es dauert auf jeden Fall länger sich wieder an Deutschland zu gewöhnen als
ich gedacht hätte.
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