Samstag, 24. November 2012

10 Monate und 21 Tage in Indien – Meine letzten Tage in Indien und Widerankunft in Deutschland



Tja ich bin jetzt schon seit einer Weile wieder in Deutschland und lebe mich langsam aber sicher ein. Als Erstes möchte ich aber von meinen letzten 2 Tagen in Indien berichten. Die waren wie man sich Denken kann natürlich vergleichsweise emotional. Ich hatte noch Diskussionen mit Shree Khant, weil die zwar zum Thema Betten alles fertig war, aber es war noch nicht alles in den Räumen wie abgesprochen. Die Tische für den Klassensaal sind natürlich auch noch nicht fertig geworden. Nebenbei musste ich noch meinen Koffer fertig packen und hatte noch ein paar andere kleine Aufgaben zu erledigen. Aber der emotionalste Moment war natürlich die Verabschiedung im Projekt. Geplant war eigentlich eine große Verabschiedungsfeier, aber wegen eines Treffens haben wir uns einfach nur so verabschiedet. Jeder einzelne von den Erwachsenen hat mir ein gute Reise und ein erfolgreiches Studium gewünscht. Ich habe jedes Kind einmal gedrückt und mich persönlich verabschiedet. Danach haben wir uns zufällig vor dem Eingang zusammengefunden als ich schon gehen wollte und irgendjemand hat noch ein Gruppenfoto vorgeschlagen. Ok danach haben sich noch einmal alle von mir verabschiedet. Als ich dann schon gehen wollte haben sie auf einmal angefangen ein Lied für mich zu singen. Als nächstes hat dann jedes DEED Mitglied das Englisch konnte beschlossen eine kleine Rede über mich zu halten. Naja danach haben sich noch einmal alle bei mir persönlich verabschiedet und danach wurde ich noch einmal von jedem Kind gedrückt oder habe die Hand gereicht bekommen. Und als ich dann doch aus dem Gelände rausgegangen bin, hat mich Manu verfolgt, ist auf mich gesprungen und hat angefangen ein bisschen zu weinen. Das war dann sozusagen der emotionale Höhepunkt der Verabschiedung im diesem Projekt in dem ich Soo viele gute, schlechte, einfache, schwierige und verrückte Dinge erlebt habe.
Dann war am dem Tag auch nicht mehr viel los. Der nächste und wirklich letzte Tag in Indien war natürlich Stress pur. Aber als erstes gab es ein erfreuliches Wiedersehen mit meinen großen Kindern, die auf die Staatliche Schule gehe und mich am Morgen bevor die Schule losgeht noch einmal besucht haben um Tschüs zu sagen. Das war ziemlich cool :). Aber naja danach ging‘s los. Ich musste noch unzählige Bilder und Musik von Claire und Nils auf meine Festplatte kopieren, ich musste noch ein paar Sachen packen was wesentlich länger gedauert hat als gedacht und hatte auf einmal noch die Idee in Hunsur ein paar Sachen zu kaufen. Und auf einmal war das Taxi nach Bangalore schon da. Die Verabschiedung war schon ein bisschen emotional, mit Claire dich wahrscheinlich nicht so bald wiedersehen werde, Pavitra, Usha und Familie die ich vielleicht nie mehr wiedersehen werde oder erst in ein paar Jahren wenn ich nochmal nach Indien kommen sollte.
Dann haben wir dieses Haus in dem wir 9 Monate gelebt haben verlassen um uns auf den Weg in unsere alte Heimat zu machen. Die Fahrt war schon ein bisschen eigenartig. Das Gefühl ich fahre das letzte Mal von Hunsur nach Bangalore… das war schon sehr eigenartig. Im Flughafen ist bei jedem alles gut gegangen. Die Mädels haben das geklärt mit ihrem Übergepäck und ich durfte 10min später als alle anderen durch die Passkontrolle :).
Ankunft in Frankfurt. Zum ersten Mal seit 11 Monaten war ich wieder in Deutschland. Abgeholt wurde ich von Sergej am Flughafen und wir sind dann zusammen nach Hause nach Mainz gefahren. Die ersten Dinge dir mir aufgefallen sind. Es ist so verdammt leer und so verdammt leise. Im Zug haben die Leute !geflüstert! und auf dem Mainzer Hauptbahnhof sind kaum Menschen. Alle Bahnhöfe in Indien sind immer voll mit Menschen, Autos, Rikschaws,  und Bussen. In Deutschland ist einfach alles Still und nix los. Ich bin jetzt schon seit einem Monat zu Hause und ich habe immer noch keine einzige Auto Hupe gehört. Wieder in Finthen angekommen habe ich sehr stark gemerkt wie klar und frisch die Luft in Deutschland doch ist und wie sauber und rein alles bei uns ist. Mir wurde wieder sehr stark bewusst, dass ich wieder in eine andere Welt gekommen bin. Eine Welt in der ich nicht 10min warten muss um warmes Wasser zu bekommen, in der es blitzschnelles Internet gibt, in der immer alles nach Plan läuft und in der man auf einmal blöd angeschaut wird wenn man mal 5min zu spät kommt. Aber die nach meinem Empfinden gewaltigsten Unterschiede habe ich erlebt wenn es um die Themen Drogen und Sex geht. Schon beim ersten Mal als ich Samstagnachts auf der Straße war habe ich zwei Mädchen gesehen die sich geküsst und sich  dabei begrabscht haben. Am Tag darauf habe ich Sprüche gehört wie “Gestern war geil ey. Ich habe einen totalen Filmriss und übelsten Kater. Ich habe gestern alles richtig gemacht ey!“ Ich bin mir sicher hätten das die Inder die ich kenne so miterlebt wie ich, wären sie jetzt der Meinung das Deutschland ein Land voller wilder Menschen ohne richtige Zivilisation ist. Interessanter weise werden die Inder in Deutschland zum Teil als „wilde“ bezeichnet, weil sie Reis und Soße mit der Hand essen und die linke Hand anstelle von Toilettenpapier benutzen. Ich finde es sehr faszinierend, dass der regelmäßige Konsum von Alkohol und zum Teil andere Drogen sowie regelmäßiger unehelicher Sex, in Deutschland prestigereich ist während es in Indien gesellschaftlich nahezu verboten ist und zu sehr großen Problemen führen kann. Ich möchte jetzt nicht weiter auf die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Indien eingehen, aber ich möchte jetzt noch einmal festhalten, dass mir die Unterschiede zum Thema Sex und Drogen zurück in Deutschland besonders stark aufgefallen sind. 1-2. Monat bin ich jetzt schon wieder zurück und richtig Eingelebt fühle ich mich immer noch nicht. Während ich noch nicht richtig realisiert habe das ich dieses Leben in Indien bereits beendet habe, muss ich mich in Deutschland unter großem Druck schwere Entscheidungen für meine Zukunft stellen. Während ich in meinem Projekt für gewöhnlich mehr Aufgaben hatte als ich bewältigen konnte, habe ich jetzt auf einmal kaum etwas zu tun und ich brauche nicht so lange für diese Aufgaben. Naja es dauert auf jeden Fall länger sich wieder an Deutschland zu gewöhnen als ich gedacht hätte.

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