Mittwoch, 1. Februar 2012

Die zweite Halbzeit hat angefangen

Zwischenbilanz: Das sind meine Erfahrung bis jetzt und so wirkt Indien auf mich
Teil 1: Wohlstandsunterschiede


Als ich irgendwann in der Vergangenheit mal entschieden habe für ein Jahr ins Ausland gehen zu wollen, war ich auf der Suche nach einem Land und einer Kultur die so anders wie möglich sein sollte. Nach langem überlegen habe ich mich dann von meinem Gefühl leiten lassen und mich für Indien entschieden. Ich weiß noch das einzige was ich über Indien wusste, war das Bollywood filme grauenhaft sind und Sharuk Khan wie ein Gott verehrt wird. Die Sache mit Sharuk Khan war dann doch eine Fehlinformation. Er ist hier nicht viel beliebter als andere Schauspieler. Naja auf jeden Fall wollte ich raus aus Deutschland und ich kann mich noch erinnern das die meisten Leute in Deutschland mich gefragt haben: „ Bist du sicher das du das machen willst!? Ich meine Indien ist doch ein Entwicklungsland!? Die Leute sind arm, die Lebensverhältnisse sind miserabel, es gibt viele Krankheiten, die medizinische Versorgung ist bestimmt nicht gewährleistet. Das wird doch sau schwer unter solchen Umständen zu Leben und das für ein Jahr.“ Und ich habe mir auch gedacht: Ja stimmt das wird bestimmt nicht einfach. Ich habe schon erwartet das es manchmal schwer wird und es ist auch manchmal ganz schön schwer aber tatsächlich nicht wegen den Gründen die ständig genannt wurden. Klar gibt es viele Wohlstandsunterschiede. Mein Zimmer in Deutschland ist wesentlich größer und ich musste bisher die meiste Zeit ein Zimmer mit 2 weiteren Teilen, ich muss einen Eimer zum Duschen benutzen, ich muss immer 10min warten bis ich warmes Wasser bekomme, ich habe anstelle eines Kleiderschrankes nur kleine Ablagen wo ich meinen kram hinlegen kann, ich habe keinen Schreibtisch, keinen Fernseher, in unserer Region gibt es relativ oft Stromausfälle die so 1-2 Stunden andauern, es gibt nur so eine Art Plumpsklo ohne Spülung und Toilettenpapier, die Lichtschalter sind umständlich positioniert, die „Türklinke“ ist Mega umständlich (schwer zu beschreiben), wir haben ein Moskito und Ameisen Problem, die Fenster sind undicht sodass es Nachts ganz schön kalt werden kann, Wäsche muss man per Hand waschen, Indische Küchen haben keinen Ofen was viele Zubereitungsmöglichkeiten unmöglich macht und das war jetzt nur im Haus. Draußen sehen die Wohlstandsunterschiede folgendermaßen aus. Es gibt keine bzw. sehr sehr wenig Mülltonnen, sodass der Müll einfach auf die Straße geworfen wird und dementsprechend ist es auch sehr schmutzig überall. Besonders unangenehm ist es dann, wenn der Müll gerade verbrannt wird und man gezwungen ist die Abgase einzuatmen. Es gibt keine richtigen Fußgängerwege und deshalb sollte man immer auf die verrückten Auto und Motorradfahrer achten. Diese Autos und Motorräder sind meistens auch nicht gerade neu, was dazu führt das der Ausstoß von Abgasen sehr groß ist und bei der großen Bevölkerungsdichte hier merkt man das auch beim draußen rumlaufen. Man trifft auf der Straße unheimlich viele Bettler und scheinbar sehr arme Menschen mit Kleidung die allem Anschein nach schon seit Wochen nicht mehr gewechselt wurde. Die Busse, also öffentliche Verkehrsmittel, sind Katastrophal. Im Vergleich zu Deutschland sehen die meisten Häuser auch total runtergekommen aus, was einem das Laufen nicht unbedingt mehr Freude bereitet. Dann finde ich es noch wichtig zu erwähnen, dass wir in Deutschland viel mehr Rückzugsmöglichkeiten haben. Damit meine ich, dass es viel mehr Parks und andere Anlagen gibt, bei denen mal seine Ruhe hat. In Indien ist es ganz schön schwer richtige Stille zu finden. Selbst im Haus ist es oft laut wegen irgendwelchen Dingen.
Ein Beispiel: Jetzt, in genau diesem Moment ist es 21:50 Uhr und ich liege zu Hause in meinem Bett. Und gerade jetzt, wieso auch immer, werden die Bauarbeiten beim Haus gegenüber von uns fortgesetzt mit Bagger und unheimlich viel Krach und weil das dem Nachbarshund nicht gefällt, bellt er rum wie ein verrückter.
So ich habe jetzt mal die meisten Wohlstandsunterschiede aufgeschrieben die ich so mitbekommen habe und das ist eine ganze Seite. Trotzdem ist das alles nicht so schlimm! Es ist erstaunlich wie schnell man sich daran gewöhnt. Krach, Dreck, Staub, Stromausfälle, Platzmangel und kein Toilettenpapier sind im Prinzip schon nach einem Monat normal geworden. Diese Dinge sind bei weitem nicht so schwer wie ich es befürchtet habe und wovor mich jeder in Deutschland gewarnt hat. Was für mich persönlich wirklich schwer ist und was ich soo stark nicht erwartet habe, sind die kulturellen Unterschiede. Wie am Anfang schon gesagt, ich habe mich nach einem Land umgesehen das ganz anders ist und Indien ist ganz anders. Die Menschen verhalten sich ganz anders, der Alltag sieht anders aus, das Verhalten der Inder gegenüber Ausländern ist ganz anders und es ist unheimlich schwer, wenn nicht sogar unmöglich sich als Ausländer komplett anzupassen. Zumal ich zumindest das Gefühl habe, dass man sich schon alleine wegen der Hautfarbe nicht komplett integrieren kann.

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