Sai Ram! :D:D:D
Diese Woche hatten wir wegen des großen Devali Festes welches am Mittwoch war, die ganze Woche frei:). Julian und Mandi haben die Woche genutzt um nach Delhi und
Agra(Taj Mahal) zu Reisen. Nils, Amandine und Mariana waren am Südkap von Indien und ich und Anna haben beschlossen diese Woche in Puttaparthi im Bundesstaat Andra Pradesh zu verbringen. Am Dienstagabend sind wir dann also los nach Puttaparthi und wir sind Mittwochmorgen um ca. 5 Uhr dort angekommen. Puttaparthi ist eine sehr kleine und von Touristen finanzierte Stadt. Der Grund wieso so viele Touristen diesen Ort besuchen, ist der Kern der Stadt, das „Aschram – Prasanthi Nilayam“ in dem der heilige Guru „Sai Baba“ gelebt hat.
Sai Baba ist sehr berühmt in ganz Indien und in sehr vielen anderen Ländern. Das Ziel seiner Lehre ist, dass sich die Menschen verschiedener Kulturen gegenseitig tolerieren. Dabei hat er sich besonders auf Hindus und Muslime bezogen. Seine Lehre handelt vor allem von Liebe, Frieden, Sozialarbeit und davon das jeder Mensch inneren Frieden und Kontrolle über sich selbst bekommen soll.
Der Aschram ist eine Art Dorf in der Stadt. In Puttaparthi muss man einen Eingang passieren, bei dem man wie bei einem Flughafen durchsucht wird und dann ist man drinnen. Und wenn man erst einmal im Aschram drinnen ist, ist es wie als ob man ein komplett anderes Land betritt. Es ist eine komplett andere Welt!!! Ja ich weiß was ihr denkt, das habe ich schon ein paar Mal gesagt und ich habe es auch jedes Mal so gemeint. Bloß ich war davor noch nicht im Aschram. Nichts! Nicht einmal die schon ziemlich coole Tibeter Kolonie ist so extrem anders wie Sai Babas Aschram. Es ist super sauber, alles ist grün, man hat frische Luft, die Vögel zwitschern, alles ist super leise und friedlich, alle Menschen scheinen glücklich und zufrieden und alle haben so ein friedliches Grinsen im Gesicht. Die Menschen im Aschram beschreiben den Ort mit einem Wort „Shanti“
Im Aschram gibt es einen super bunten und mega kitschigen Tempel, sowie ein anderes sehr großes Gebäude mit einer großen Halle, dass sogenannte „Darshan“, welches die Residenz von Sai Baba war und als der Haupt Pooja Saal verwendet wird. Das Bedeutet konkret, dass in diesem Saal jeden Tag von 4-6Uhr morgens die „OM Karam“ Meditation stattfindet. von 8-9 Uhr morgens gibt es dann eine spezielle Pooja, also eine spezielle Gebetszeremonie, die Bashan genannt wird. Während dieser Zeremonie, wird gebetet, gesungen und Meditiert. Von 9-10Uhr morgens gibt es dann die spezielle Sai Baba Meditation, in der man in den Raum geht wo sein Sarg liegt und dort Meditiert. Danach darf man noch seinen Sarg berühren und ein paar letzte Gebete sprechen. Von 5-7Uhr Nachmittags, gibt es dann nochmal die selbe Zeremonie mit Meditation, Gesang und Sai Babas Sarg. Meditation bedeutet übrigens, dass man in einer speziellen Sitzposition (meist Schneidersitz) sitzt und versucht seinen Kopf so gut wie möglich zu leeren, also möglichst an nix zu denken. Die Meditation Meister würden es so ausdrücken: „ Es geht darum möglichst gut seinen Geist zu öffnen und seine „Chakra“ zu aktivieren umso möglichst nah an Sai Baba bzw. dem Gott deiner Wahl zu sein wie möglich.“ Achja und während der Pooja Zeit, kann man die Gesänge im ganzen Aschram hören, weil sie Lautsprecher aufgestellt haben mit denen man jedes Wort bestens hören kann. Also bist du die meiste Zeit des Tages im Aschram von dem Pooja Gesang umgeben, auch wenn du gar nicht am Pooja teilnehmen willst.
Tja ansonsten gibt es im Aschram noch eine Große Buchhandlung, in der du Sai Babas Bücher in sehr vielen Sprachen kaufen kannst, so wie Sai Baba DVD’s, Fotos, Poster, Hörbücher und andern Kleinkram wie Magnete und Aufkleber. Es gibt außerdem noch einen Supermarkt und viele kleinere Kioske, in dem du Eis, Getränke und Snacks kaufen kannst. Die Preise sind sehr Günstig! Im Schnitt ca. 3 Mal günstiger als in Indien! Aber das Beste war die Unterkunft. Ich habe für drei Übernachtungen 60Rs (ca. 1€) gezahlt. Insgesamt würde ich den Ort als ein riesen Rehabilitationszentrum beschreiben, dass einer Utopia gleicht.
Aber es gibt definitive auch negative Sachen. Zumindest am ersten Tag, habe ich mich trotz der schönen Dinge im Aschram nicht besonders wohl gefühlt. Es wirkt alles so mega extrem und der Unterschied ist am Anfang einfach zu groß. Es ist alles so überperfekt, mit dem perfekt gemähten Rasen, den perfekt geschnittenen Hecken, den perfekt gestrichenen Häusern, der perfekten Organisation, der absoluten Sauberkeit und der Tatsache das 80% der Menschen komplett weiß gekleidet sind. Der ganze Ort wirkt sehr künstlich, wie in einer Traumwelt und die vielen Regeln, Überwachungskameras und Sicherheitsleute schaffen so ein bisschen die Atmosphäre wie in einem speziellen Gefängnis. Da man im ganzen Aschram keine Fotos und Videos machen durfte und die Betreiber des Aschrams sehr viel Wert darauf legen, achtet der Sicherheitsdienst extrem darauf dass man nix falsch macht. Was mir ebenfalls nicht gefallen hat war die extreme Geschlechter Separation. Ich meine so ein bisschen Separation ist ja vielleicht sinnvoll, aber wo ist der Sinn das Männer und Frauen nicht zusammen Essen dürfen und nicht zusammen in den Supermarkt gehen dürfen. Supermarktzeit für die Frauen ist von 9-11 Uhr morgens und für Männer von 5-7Uhr Abends. Generell hat man bei der einen oder anderen Diskussion mit dem Personal versucht uns zu trennen, mit sprüchen wie „Er/Sie ist ein Mann/eine Frau das sollte dich gar nicht interessieren.“ Wenn wir dann gesagt haben, dass es uns doch interessiert was los sei hat man uns unverständlich angeschaut.
In Puttaparthi, außerhalb des Aschrams war es auch sehr nett und auf jeden Fall wieder indisch. Die Stadt ist voll von kleinen Geschäften bei denen man Kleidung, Öl und Souvenirs kaufen kann. Was mich an diesen Geschäften aber wirklich überrascht hat, waren die Verkäufer. Ich habe mich einfach so aus Spaß weil wir und die nix zu tun haben, mit ein paar von denen Unterhalten und die meisten konnten, Kaschmiri, Telagu, Englisch, Russisch, Spanisch, Italienisch und wahrscheinlich noch ein paar andere Sprachen und das wirklich nicht schlecht. Der eine Verkäufer mit dem ich gesprochen habe, konnte mindestens genauso gut Russisch sprechen wie ich, wenn nicht sogar besser.
Noch am ersten Tag in Puttaparthi, haben wir zum Teil im Aschram das Fest „Devali“ gefeiert. Ist das sogenannte Fest des Lichtes und sozusagen das indische Neujahrsfest. Die Menschen feiern das Fest in ihren Familien und setzten sich Ziele für das neue Jahr. Die letzten zwei Tage vor dem Devali und währenddessen wurden aber auch überall und ununterbrochen Kracher und Feuerwerksraketen gezündet. Und die Indischen Kracher sind ein bisschen lauter als die Deutschen :D. Zusätzlich zu den Krachern gab es noch eine Zeremonie. Jeder hat sich so eine traditionelle Kerze besorgt. Es ist sowas wie ein kleiner Becher in dem Öl und eine Schnur reingelegt wird. Dann wird die Schnur angezündet und wegen dem Öl brennt die Schnur sehr lange :). Das sah sehr schön aus und die Inder im Aschram haben sich sehr gefreut, dass wir das Fest mit ihnen gefeiert haben und eine Kerze angezündet haben :).
Am zweiten Tag in Puttaparthi haben wir einen Tagesausflug in das Dorf Lepakshi gemacht. Das Dorf ist eigentlich nur ein paar Häusern und eine Kreuzung groß, aber dort ist trotzdem genug Platzt für einen riesigen und super schönen Tempel! Und zu diesem Tempel gibt es natürlich noch eine ganze tolle indische Geschichte über verschiedene Götter :). Es lebte einmal in der Region das schöne Götterehepaar Rama und Shita in der Region glücklich und zufrieden. Eines Tages tauchte der böse Gott Ravana auf und entführte Shita. Währenddessen tauchte der mutige Vogel Jatayu auf um Ravana zu stoppen, doch Ravana brachte den Vogel zu fall :/. Ein wenig später kam dann Rama zum Vogel und sagte zu ihm „Lepakshi! Lepakshi!“ Was so viel bedeutet wie „steh auf! steh auf!“ Und Rama hat das zu Jatayu an genau der Stelle gesagt, wo heute das Dorf ist :).
Ich denke wie atemberaubend schön der Tempel war, zeigen am besten die Bilder, aber ein bisschen will ich ihn auch mit Worten beschreiben. Der Tempel ist riesig und komplett aus Steinen gemacht. „It’s a rock!“ Wie Julian immer so schön sagt. Und in allen Säulen sind sehr viele, schöne und detaillierte Bilder rein gemeißelt und Figuren von Göttern wie Rama, Ravana, der Affengott Anuba und Ganesha sind ebenfalls zu finden :). Was ich auch cool fand, waren die vielen Affen in dem Ort :). Ich habe vorher noch nie so viele wilde Affen in meinem Leben gesehen und die waren mega lustig. Nachdem ein Affe gesehen hat wie Anna ihre Kamera in ihre Handtasche ist er sofort auf die Tasche losgesprungen :). Wir haben bestimmt 5min gebraucht um ihn wieder zu verscheuchen :). Es sieht generell total lustig aus wie die auf Häusern, Bussen und Autos rumspringen :D.
Sonntag gab es dann das nächste Highlight der Woche. Wir, 8 Freiwillige weiße, gingen auf die Hochzeit von der Cousine von meiner Koordinatorin Anupama in Chunchanakatte. Da wir gedacht haben das sich in einer Hochzeit alle sehr schick und traditionell anziehen werden, haben wir alle beschlossen uns traditionelle Kleidung zu holen. Für die Männer sogenannte Shirvanis und für die Frauen Saris. Am Ende waren wir eigentlich alle viel zu schick angezogen. Besonders die Indischen Männer hatten zum Teil die absolute dreckige Standardkleidung an. Aber ich habe mir sagen lassen und das passt auch zu meinem Gefühl, dass es die Inder sehr schön fanden, dass ich ihre traditionelle Kleidung trug und damit halt Interesse an ihrer Kultur gezeigt habe. Ich habe mir auch extra das kitschigste und altmodischste Shirvani im Laden gekauft. Ich sah super aus :D.
Die Hochzeit an sich war, wen überrascht es, sehr indisch :). Sie war genau so wie ich sie mir vorgestellt habe. Typische indische Zeremonien und Rituale mit Bananen, braunen Kokosnüssen, Blüten und Zucker und während der Trauung das pure Chaos außerhalb von 5m von dem Braut und dem Bräutigam. Mit Chaos meine ich sehr viele Menschen, die nicht wie eigentlich gedacht auf ihren Stühlen sitzen und alles mit verfolgen, sondern umherlaufen und durch den ganzen Saal rufen. Aber es ist auch irgendwo verständlich, weil die Zeremonie mehrere Stunden gedauert hat und nicht wirklich viel Unterschiedliches passiert ist. Ich habe auch mal einen näheren Blick auf den Altar riskiert und mir das ganze genauer angeschaut. Also es ging ungefähr 1-2 h das selbe. Der Bräutigam hatte eine braune Kokosnuss und die Braut Bananen. Der Prediger hat abwechselnd Kokosnuss milch auf die Kokosnuss geschüttet und auf die Bananen. Hin und wieder wurden beide Mal mit Blüten beworfen. Was mir noch besonders aufgefallen ist, ist das die Hochzeit beiden definitive kein Spaß gemacht. Die waren so mega gestresst :D, weil die ganze Zeit ca. 30 Leute um sie herum standen und irgendwas von ihnen wollten und es extrem laut war :D. Die armen dachte ich mir nur :D.
Nach der Hochzeit haben wir uns noch einen Wasserfall und einen Tempel in der Umgebung angeschaut der im selben Ort war. Der Tempel… naja… war halt ein Tempel wie jeder andere auch „Rocks!“. Aber der Wasserfall und generell die Landschaft war sehr schön. Indien hat wirklich sehr viele wunderschöne Orte und eine wunderschöne Landschaft :).
Ok das wars soweit von mir für diese Woche ich melde mich wieder ;)
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