Montag, 9. Januar 2012

Die nächste Woche – Alltag

Joa also es ist eigentlich gar nix nennenswertes in dieser Woche passiert. Julian ist Di wieder gekommen und seitdem sind wir wieder zu zweit im Projekt. So macht es auf jeden Fall mehr Spaß. Momentan machen wir beide deutlich lockerer als noch vor 1 Monat. Diese 2 Stunden machen wir mal etwas intensiveren Unterricht dann lassen wir sie die nächsten 2 Stunden machen was sie wollen. Ich kann meine Zeit im Projekt sicherlich auch besser nutzen als Momentan aber es ist auch so schwer sich wieder richtig zu motivieren. Der 30min Schulweg erschöpft mich bevor ich eigentlich in der Schule bin und jeden Tag 30°C ist anstrengend. Ich bin spätestens seit dieser Woche total in dieses Alltagsleben hinein gekommen wie ich ihn zu meiner Schulzeit hatte. Morgens müde aufstehen, frühstücken, müde zur Schule gehen, den Arbeitstag hinter sich bringen, nach Hause kommen, noch ein bisschen Sport machen und ein bisschen Unterricht vorbereiten und dann gibt’s schon wieder Abendessen und schaue ich mir vielleicht noch einen Film an bevor ich schlafen gehe… Ich bin gerade in einer Phase in der ich müde bin. Ich wollte auch dieses Wochenende nirgendwo hinfahren, weil ich lieber zu Hause rumliegen wollte und einfach zu müde war um irgendwo hinzufahren.
Am Freitag war ich in der Schule doch ein bisschen geschockt. Der Kannada Lehrer hat gerade seinen Unterricht mit allen Kindern gemacht und ich und Julian haben beschlossen zu Zuschauen. Wir sitzen also so da und überlegen uns wie wir den Kindern lesen beibringen sollen und dann frage ich mich ob sie überhaupt Kannada lesen können. Also haben wir das gecheckt indem wir ihnen einfache Wörter und Sätze gegeben haben und erschreckender Weise, kann die Hälfte kein Kannada lesen! OK die meisten sind noch sehr Jung vergleichbar mit der 1. bis 3. Klasse da muss man noch kein Profi sein. Aber ein 11 jähriges Mädchen kann deutlich besser Englisch lesen als Kannada und zwei Jungs sind schon 15 Jahre alt und können nix!! Also ich meine was ist das für eine Schule, in der manche Schüler nicht lesen können. Schätze ich muss das selbst in die Hand nehmen. Vielleicht lerne ich jetzt selber Kannada lesen, oder ich mach die Stunde zusammen mit den Kannada Lehrer. Also irgendetwas muss ich mir da einfallen lassen. Ich werde diese Schule nicht verlassen, ohne den Schülern lesen beigebracht zu haben.
Ansonsten kann ich noch ein bisschen von meiner Köchin erzählen. Wir lieben diese Frau. Also zuerst einmal ist sie eine fantastische Köchin. Sie kocht sogar noch besser als meine alte Gastmutter. Dann macht sie wirklich jeden Tag etwas anderes, also damit meine ich andere Soßen und der Reis wird auf andere Art und Weisen zubereitet. Dann erinnert sich mich ein wenig an meinen Großvater. Ihre Portion für 3 Personen ist eigentlich eine Portion für 5 und wenn wir ihr sagen, dass wir schon so satt sind, dass wir nicht mehr weiter essen können schüttelt sie nur mit dem Kopf und gibt uns noch eine große Portion. Es ist auch diese eigenartige und fürsorgliche Art und Weise wie sie uns behandelt. Ich habe zum Beispiel gestern Abend Ärger bekommen, weil ich anscheinend nicht die beste Waschmittelmarke gekauft habe und ich habe mir heute Morgen erst nach dem Essen die Zähne geputzt und nicht davor. Außerdem soll ich keinen kalten Tee trinken, weil der schlecht für meinen Magen ist :D.
Heute Morgen sind außerdem noch zwei neue Freiwillige aus Frankreich bei uns angekommen, aber die werden in einer Gastfamilie untergebracht und keiner von beiden arbeitet in meinem Projekt. Also ich werde wohl kaum etwas mit denen zu tun haben. Meine Koordinatorin hat aber gemeint, dass im Februar wieder „frisch Fleisch“ in mein Projekt kommt :). Das wäre schön da freue ich mich schon drauf :).
Tja und das letzte erwähnenswerte ist eigentlich noch, dass ich und Nils uns jetzt eine „Internetstick“ geholt haben. Das ist so ein USB Stick mit dem wir Internet auch zu Hause bekommen. Es ist leider ganz schön langsam, also deutlich langsamer als im Internetcafé, aber es reicht um E-mails zu lesen und zu schreiben und einfache Sachen im Internet zu machen. Das ist ganz nützlich und hat uns einmalig 1300Rs (20€) gekostet und kostet jeden Monat ich glaube 800Rs (12€). Durch zwei geteilt ist das denke ich schon eine gute Investition.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Mein Sylvester in Indien

Heute vor einem Jahr und einer Woche saß ich noch mit meinem dicken Pullover in meinem schönen großen Zimmer in Mainz und habe auf meinem neuen Schreibtisch gerade für Mathe und Physik Abi Arbeiten gelernt. Ab und zu bin ich noch raus in die Kälte gegangen um ein bisschen Sport zu machen oder einfach nur frische Luft zu schnappen. Weihnachten war gerade zu Ende und alle haben schon angefangen sich auf Sylvester zu freuen. Ich habe mir mit Jonathan Kracher geholt und dann haben wir uns ordentlich auf Sylvester vorbereitet und dann auch ordentlich in Mainz gefeiert. Es war ziemlich viel los! Viele Raketen und alle Menschen waren gut drauf und in gewisser Weise zusammen gefeiert. Ich habe damals noch zu Jonathan gesagt „ Hmm wie das wohl wird mit dem Sylvester in Indien oder Japan, wenn das mit dem Auslandsjahr klappt“. Tja diese Woche habe ich es rausgefunden. Also eigentlich wollten ich, Nils, Yvonne und Maria uns zusammen mit ein paar anderen Freunden (Kerstin, Daniela und Karl) in Gokarna am Strand treffen. Leider war Gokarna schon einen Monat vorher komplett ausgebucht!! Dann ham wir uns überlegt, dass man ja auch nach Goa fahren könnte, auch wenn es weiter weg, teurer und nicht ganz so schön ist wie Gokarna. Aber da war dann auch schon alles ausgebucht. Tja und da wir nun endlich Gas im Haus haben und weil meine Weihnachtsfeier schon so ein großer Erfolg war, haben wir beschlossen auch Sylvester bei uns in Hunsur zu feiern. Also haben wir mal wieder einen großen Einkauf in Mysore gemacht und dann am Samstag das Haus festlich geschmückt und für 7 Leute Essen zubereitet. Die Mädels haben einen sehr guten Kartoffelpüree gemacht, Nudeln warm gekocht, einen sehr guten Salat gemacht, eine sehr gute Pilz und Tomaten Soße gemacht und wir haben uns noch 2 ganze Hühnchen bei einem Restaurant machen lassen. Dazu gab es noch Bier und Cola. Also das war mit Abstand das Beste Essen das ich je in Indien gegessen habe!!! Das war verdammt gut!! Der Abend war generell sehr schön. Jeder war gut gelaunt und deshalb waren wir auch eine Mega lustige und fröhliche Gruppe. Ich glaube besonders das Essen hat jeden glücklich gemacht :D. So gegen halb 11 sind wir dann alle nach Mysore gefahren, weil wir uns irgendwie erhofft haben, dass der Mysore Palast zu Sylvester offen ist und das die Palast Beleuchtung eingeschaltet ist. Der Palast mit einem Feuerwerk im Hintergrund, ungefähr so habe zumindest ich es mir vorgestellt. Naja leider war um kurz vor 12 kaum noch jmd. auf der Straße, der Palast war natürlich weder offen noch eingeschaltet und Feuerwerk gab es auch nur ganz wenig. Ein paar Leute waren schon noch da, aber mir persönlich gefällt es einfach nicht wie die meisten Inder feiern. Ich persönlich finde es einfach zu wild und zu aggressiv. Das war am Anfang des Indien Jahres beim Ganesh Fest noch super aber mittlerweile einfach nur anstrengend. Besonders wenn man noch auf die Frauen aufpassen muss, damit die nicht zu sehr belästigt werden. Um 1 sind wir wieder zurück nach Hunsur gefahren und um 2 sind die meisten von uns direkt ins Bett gefallen. Unglaublich das man an Sylvester schon so früh so müde sein kann. In Deutschland werde ich so müde immer erst so gegen 6 Uhr morgens. Aber in Indien ist 10 Uhr Schlafenszeit und 2 Uhr schon verdammt spät.
Insgesamt war Sylvester zu Hause ein voller Erfolg. Die Stimmung war super und das Essen war geil. Die Feier an sich wäre in Deutschland natürlich wesentlich geiler gewesen und diese ganze Vorfreude und die Sylvester Atmosphäre hat zwar auch total gefehlt, aber ich denke wir haben so ziemlich das Beste aus Sylvester in Indien rausgeholt wie möglich ist. Ob Gokarna wirklich besser gewesen wäre weiß ich nicht :).
Noch ein Wort zum Projekt. Also das war jetzt die zweite Woche alleine im Projekt nachdem Julian zu seinen Eltern gefahren ist und mittlerweile wird das hier echt langweilig alleine. Ich mag die anderen Lehrer nicht so besonders und sie mögen mich nicht so besonders glaube ich. Das lieg wahrscheinlich hauptsächlich daran das hier keiner Englisch spricht und dadurch die Verständigung sehr schwer ist. Naja also am Dienstag kommt Julian endlich wieder ins Projekt und der bleibt dann hoffentlich auch bis Anfang März!! Und ich sag meiner Koordinatorin auch das die mir gefälligst mindestens eine/n neue/n Freiwillige/n schicken soll, sonst werden das sehr einsame letzte 4 Monate :/.