2 ½ Monate Indien Teil 2 - Dussehra Festival, Goa und noch ein bissl mehr

Mein nächstes Indien Highlight war auf jeden Fall das berühmte Dussehra Festival in Mysore. Zwar wird das Fest in ganz Indien gefeiert, aber wirklich berühmt ist Dussehra für die Parade in Mysore. Das Fest geht offiziell 10 Tage an denen es klassische Konzerte und andere Veranstaltungen am Mysore Palace gibt. Das ist sehr schön weil der Mysore Palace bei Nacht sehr Sehenswert ist und daher ein sehr guter Platzt für Veranstaltungen ist. Aber das eigentliche Fest ist am 10. Tag. Es geht um eine Parade im Stil von Fasnacht/Karneval bei der viele Menschen und Tiere die Hauptstraße entlang gelaufen sind, Musik gemacht haben und getanzt haben. Dabei waren alle verkleidet und sehr bunt geschmückt. Das Highlight der Parade waren die großen Elefanten am Ende mit dem Thron auf dem Rücken der aus echtem Gold bestand. Aber bevor ich näher auf meine Erlebnisse während des Festes eingehe, möchte ich euch erst einmal die Geschichte von Dussehra erzählen. Bei diesem Fest geht es darum die Göttin Durga zu ehren, weil sie den bösen Dämonenkönig Mahishasura erschlug. Mahishasura hatte durch sehr viel Beten und Meditieren von Gott Brahma (der Gott der Erschöpfung) den Wunsch erfüllt bekommen, nur von einer Frau getötet werden zu können. Tja und weil er das keiner Frau zugetraut hätte wurde der Dämonenkönig so arrogant, dass er alle Götter terrorisierte sogar die mächtigen Götter Shiva und Vishnu. Die wurden daraufhin so zornig, dass aus ihrem Zorn ein Licht entstand aus dem dann Durga erschaffen wurde, eine wunderschöne weibliche Göttin. Daraufhin hat ihr jeder Gott seine Waffen zu Verfügung gestellt und mit ihren hunderten Armen und Waffen konnte sie dann den Dämonenkönig töten.

So und jetzt zu meinem Dussehra :). Also 80% der Inder die wir gefragt haben, haben gemeint das der Spaß um 11 Uhr anfangen soll. Also haben wir uns gedacht, wenn wir so um 8 dort sind finden wir bestimmt noch schöne schattige Plätze. Wir haben also geplant den Bus um 7 Uhr von Hunsur nach Mysore zu nehmen um gegen 8 dort zu sein. Leider waren alle Straßen in Mysore gesperrt oder total überfüllt, sodass wir einige Km vor dem Stadtzentrum eine total überteuerte Rikscha nehmen mussten :/. Diese Rikscha konnte uns dann auch nur in die Nähe vom Stadtzentrum bringen, sodass wir noch 15min laufen mussten. Um ca. 9 Uhr wollten wir, ich und Julien, noch Haruka am Hauptbahnhof abholen und dazu mussten wir die Hauptstraße überqueren. Da die Hauptstraße aber sehr gut abgesperrt war und an diesem Tag Millionen Menschen im Stadtzentrum waren und es extrem heiß war, hat es uns 2 Stunden, sehr viel Stress, Kraft und Schweiß gekostet um eine verdammt Straße zu überqueren. Tja und der Hauptgrund wieso das so schwer war, war der das es nur eine Möglichkeit gibt die Straße zu überqueren und zwar durch eine einzige Unterführung. Die Unterführung war extrem überfüllt und die Luft war katastrophal. Aber naja um ca. 11:30 Uhr haben wir dann Haruka getroffen einen Tee getrunken und uns um 12 Uhr in Richtung Parade aufgemacht. Um ca. 12:30Uhr waren wir dann wieder bei der Hauptstraße und haben versucht uns gute Plätze zu suchen. Die Parade hatte zu diesem Zeitpunkt übrigens immer noch nicht angefangen. Um 12:30 war der ganze Gehweg total überfüllt, sodass es extrem schwer war einigermaßen gute Plätze zu finden und auf die Parade zu warten. Und wieso war es so sehr überfüllt? Weil sich alle Inder einfach auf den Gehweg gesetzt haben und so ihre Plätze reserviert haben. Es hätte so viel mehr Platzt geben können!!! Aber am besten fand ich noch die Situation als wir in diesem Menschenstrom gerade aus gegangen sind und sich plötzlich vor meinen Füßen viele Leute hingesetzt haben und den Weg komplett versperrt haben, sodass ich nicht mehr gerade aus gehen konnte. Das Problem dabei war, dass die Menschen hinter mir weiterhin gedrückt haben und die Inder vor mir, mir einfach nur gezeigt haben das ich mich hinsetzen soll. Eine Freundin von mir hat mir auch noch erzählt, dass sie im Zentrum einer kleinen Massenpanik war. Das war bestimmt auch nicht gerade angenehm. Die Parade hat dann so gegen halb zwei angefangen und begann mit 3 Elefanten als Einführung. Danach gab es dann erst einmal wieder 10 bis 20 min Pause.
Fazit: Es könnte echt schön sein, weil Mysore eine sehr schöne und nicht kleine Stadt ist, aber es ist so extrem schlecht Organisiert das der ganze Tag im Chaos versunken ist. Nächstes Mal übernachte ich vorher in einem Hotel vor Ort und versuche mich schlauen Indern anzuschließen, dann ist es vielleicht besser:/.

Noch in derselben Nacht bin ich mit Haruka nach Goa gefahren. Goa ist ein sehr schöner Bundesstaat, der so groß ist wie eine Stadt und sich auch so anfühlt, an der Westküste von Indien und berühmt für seinen Strandtourismus. Zu recht! Die Strände sind mega schön und die Städte ebenfalls. Goa war eine Kolonie Portugals und ist daher sehr Christlich geprägt. Des Weiteren hat der Staat einen ganz anderen architektonischen Stil als der Rest Indiens. Schätze es ist klassisch Portugiesisch. Der Strand war mega cool mit super Wetter, super Sand warmen Wasser und wenig Salz.

Ansonsten sind wir im Projekt wieder einen Schritt weiter gegangen. Wir haben beschlossen uns viel mehr auf Vokabeln zu konzentrieren als vorher und unser System ist jetzt folgendermaßen. Wir haben Screenshots von „Das Dschungelbuch“ und „König der Löwen“ gemacht und versuchen ihnen so die Vokabeln zu geben. Darüber hinaus hat Julien noch einen Englisch Lehrfilm runtergeladen der Fantastisch ist. Er ist extrem langsam, extrem anschaulich und die Kinder lieben es :). Mathe läuft auch schon viel besser auch wenn mir da noch so ein bisschen ein richtige System fehlt, aber die Kinder mögen es schon viel mehr und in der letzten Stunde haben sie zum Teil sogar selbständig Gruppen gebildet um Mathe Aufgaben zu lösen :).

2 ½ Monate Indien :) Das neue Haus und die Geschichten meiner Mitbewohner

Sorry wegen der langen Pause seit meinem letzten Blog Eintrag aber ich hab irgendwie nicht die Zeit gefunden bzw. ich war oft zu müde zum schreiben. Ich weiß auch nicht was los ist aber das Leben in Indien macht so müde obwohl ich eigentlich nichts Besonderes mache. Ich meine ich arbeite eigentlich nur 3-4h am Tag, das ist eigentlich nix! Aber es ist schon eigenartig ich falle fast jeden Tag total erschöpft um 9-10Uhr ins Bett. Komischerweise stehe ich auch jeden Tag um 7 bis 8 Uhr auf. In gerade mal 2 Monaten habe ich meinen Biorhythmus umgestellt. In Deutschland war es für mich undenkbar an Wochenenden vor 11 ins Bett zu gehen und vor 9 aufzustehen. In Indien sind 9 und 11Uhr verdammt spät. Zumindest für mich und Nils, Julien ist immer noch gestresst wenn er um 8:30 aufstehen muss :D. Achja und woher ich das weiß? Tja vor ca. 2 Wochen sind alle Freiwilligen ENDLICH in das neue „FSL India“ Haus eingezogen, weil es einfach zu schwer ist, gute Gastfamilien in Hunsur zu finden. Ich meine ich wollte zwar eigentlich lieber in eine Gastfamilie als ich meine Bewerbung geschrieben habe, aber ganz ehrlich wir haben so viel Spaß miteinander und wir können so ziemlich alles machen was wir wollen und naja wir sind glücklich :). Das Haus an sich ist ziemlich groß wir haben 3 Schlafzimmer, ein Büro, eine Küche, ein Esszimmer, ein Duschraum mit einer westlichen Dusche die aber nicht so richtig funktioniert und 3 Toiletten davon eine westliche. Toilettenpapier darf man trotzdem nicht benutzen, weil es den Abfluss verstopft aber ich habe auch überhaupt kein Bedürfnis mehr Toilettenpapier zu benutzen von daher….

warmes Wasser haben wir sogar auch, aber das müssen wir vorher warmkochen lassen. Das System ist ziemlich kompliziert, man muss verschiedene Schalter in einer richtigen Reihenfolge drücken und ca. 20min warten. Das Wasser was dann rauskommt ist meistens zu heiß, sodass man das mit kaltem Wasser mischen muss. In Indien hat man noch die Möglichkeit einen Wasser Heizkörper zu kaufen für ich glaube um die 5€ den steckt man einfach in einen Eimer und wartet 10 min. Ich glaube das ist die wesentlich einfachere Variante und wenn wir alle Geld zusammenlegen kostet er nix. Achja und bevor ich es vegesse, wir haben sogar unseren eigenen Tempel im Haus :D

Im Moment leben 7 Freiwillige im Haus. Ich, Nils, Julien, die drei Amerikanischen Freiwilligen Mandi, Amandine und Mariana sowie die neue Italienische Freiwillige Anna. Anna bedeutet übrigens Reis auf Kannada, was so ziemlich jeder Inder sehr sehr lustig findet :). Also ich glaube ich müsste mal ein wenig über meine Freunde erzählen. Nils hat eigentlich dieselbe Geschichte wie ich, er hat gerade die Schule beendet und will vor seinem Studium noch ein Auslandsjahr in Indien machen. Er arbeitet als Lehrer in einer Schule für Uhreinwohnerkinder. Von dem was er so erzählt hat soll das Projekt total beschissen sein. Die Kinder haben wohl kaum Unterricht und lernen fast gar nix und Nils hat wohl den ganzen Tag überhaupt nix zu tun, weil sein Direktor von ihm erwartet das er die Kinder in Kannada unterrichtet! Nils Kannada Kenntnisse sind halt nicht gerade überragend. Und solange er kein Kannada kann soll er wohl auch nicht unterrichten. Mandi hat gerade ihr Studium abgeschlossen und wollte vor dem Arbeiten nochmal für 3 Monate nach Indien. Sie hat Literatur studiert und wenn sie wieder in den USA ist möchte sie Kritikerin oder Schriftstellerin arbeiten. Im Moment arbeitet sie (oder auch nicht) im selben Projekt wie Nils. Sie hat sogar noch zusätzlich das Problem das sie im Projekt komplett ignoriert wird. Bei irgendwelchen besonderen Aktionen wir immer nur Nils eingeladen und wenn es irgendetwas zu sagen gibt wird immer nur Nils informiert bzw. gefragt aber nie Mandi. Amandines Familie ist Französisch, aber vor vielen Jahren als sie noch jung war ist ihre Familie in die USA gezogen. Danach ist sie in eine Englisch/Französische Schule gegangen und nachdem sie ihren Abschluss gemacht hat, hat sie beschlossen mit ihrer Freundin Mariana für 2 Monate nach Indien zu fahren und danach wollen sie nochmal für 2 Monate nach Grenada, zumindest glaube ich das das Land so heißt und das „Land“ ist wohl eine extrem kleine Insel bei Indonesien. Der Grund wieso beide auf dieser Insel arbeiten wollen, ist einfach das ihnen jemand gesagt hat dass die Insel sehr schön sein soll. Dann haben beide einfach gesagt „ok lass dahin gehen“. Naja und danach fahren beide zusammen nach Australien und dort wollen sie dann auch für ein paar Monate richtig für Geld arbeiten und wenn sie genug zusammen haben auch durch Australien reisen.
Marianas Familie ist übrigens ursprünglich aus Portugal aber ihre Familie ist auch vor vielen Jahren in die USA gezogen. Sie hat dieselbe Schule wie Amandine besucht und deshalb spricht sie jetzt richtig gut Englisch, Portugiesisch und Französisch. Amandine und Mariana arbeiten ebenfalls beide als englisch Lehrer in einer Schule für Uhreinwohner.
Achja und alle drei amerikanischen Mädels leben in Maryland, ein Bundesstaat im Nordosten von Amerika. Julien ist auch ein amerikanischer Freiwilliger von New Jersey, ein Bundestaat im Osten in der Nähe von New York. Vor ca. 6 Monaten ist seine Familie nach Indien in die Stadt Hyderabad gezogen, weil die Firma von seinem Vater ihnen ein sehr gutes Angebot gemacht hat. Sie haben ein großes Haus geschenkt bekommen mit einer eigenen Putzfrau, Köchin und einem Fahrer. Der Vater kriegt wohl ein sehr gutes Gehalt + 6000$ alle 6 Monate um hin und wieder zurück in die USA fahren zu können um die anderen Familienmitglieder und Freunde wieder zu sehen. Also bekommen sie extrem viel Geld und dadurch hat Julien überhaupt keine Geldsorgen :). Julien arbeitet seit Anfang Julie in meinem Projekt und bleibt noch bis März. Die ersten 2 Monate hat in meinem Projekt noch Haruka gearbeitet. Sie ist eine Japanerin und sie möchte später mal Grundschullehrerin werden. Viele Jahre später möchte sie auch unbedingt ihre eigene Schule gründen. Sie hat schon ein Jahr studiert und dann hat sie beschlossen sich ein Jahr frei zu nehmen und um die Welt zu reisen um möglichst viele verschiedene Menschen und Lebensweisen zu sehen und verstehen. Sie war schon für 1-2 Wochen in Frankreich, Deutschland, der Slowakei, Kroatien, Serbien, Bosnien, China und jetzt halt für 2 Monate in Indien. Im Moment reist sie durch Indien nach Goa, Mumbai und Delhi. Danach geht’s für 2 Monate nach Thailand und danach mal sehen. Harukas Stiel ist „Ich stehe morgen auf und dann fahr ich mal in die Stadt bzw. das Land auf das ich grad Lust habe“. Achja und ganz nebenbei ist sie verdammt gut in Kunst/Malen und als Abschiedsgeschenk hat sie mir mit ihrer Japanischen Tinte einen Japanischen Drachen gemalt!!! Das sieht so verdammtescheiße nochmal geil aus!!!!!:D:D Das Mädel ist so cool!! :D

OK und die letzte Freiwillige ist Anna. Sie arbeitet für ein oder zwei Monate in meinem Projekt und danach reist sie wahrscheinlich noch ein wenig durch Indien bevor sie zurück nach Italien fährt. Sie ist 29 Jahre alt und hatte Ziemlich viele Probleme bei der Arbeitssuche. Bei fast allen Jobs die sie hatte hat man ihr keinen Gehalt oder nur einen Teil des Gehaltes bezahlt. Natürlich ist sie zu Anwälten gegangen aber die arbeiten bis heute an den Fällen und einige Fälle sind schon 8 Jahre alt. Naja und nachdem sie versucht hat etwas vernünftiges in Italien und Spanien zu finden, hat sie beschlossen einfach mal für ein bis zwei Monate eine Auszeit zu nehmen und einfach mal Planmäßig umsonst für eine gute Sache zu arbeiten.